Die Nacht verlief trotz dem City-Camping ruhig und ich
schlief tief und fest. Am Morgen war ich recht früh unterwegs und erreichte die
Grenze nach Chile gegen halb 10. Während sich in Argentinien die Abfertigung
staute, war in Chile dann alles wieder fliessend – was sich als gar nicht so
positiv herausstellte.
Die Papierabfertigung war in 20 Minuten gemacht, danach kam
der Zoll und das erste Mal haben sie mich richtig zerpflückt. Jede Tasche, jede
Schublade Tiefkühler, Kühlschrank, Dachbox, wenn ich Lomo geschmuggelt hätte,
wäre ich fällig gewesen.
Da sie augenscheinlich Zeit hatten, kümmerten sich ca. 6
Zöllner um mich, ich hatte alle Mühe, das ganz Schrittweise ablaufen zu lassen,
dass sie nicht alle gleichzeitig meine Sachen in alle Himmelsrichtungen
verteilten. Da jeder Zöllner immer etwas Neues sehen wollte, nahm ich den
anderen, die bisher durchsuchten Sachen weg, um einigermassen den Überblick zu
behalten.
Durch die neuen Impulse der anderen wurde zwar alles
durchsucht, aber sehr oberflächlich.
Bis auf Honig hatte ich nichts dabei was anstösslich gewesen
wäre, den haben sie übersehen. Dafür haben sie mir alle „geöffneten“ Salami und
Käse Produkte abgeknöpft.
In Argentinien werden die Salamis offen, dh nicht Vakuum
verpackt verkauft – und so wanderten 5 Salamis in die Entsorgung. Wie ich schon
von anderen Reisenden gehört hatte – reine Glückssache.
Käse und Salami wurden mir bisher nicht weggenommen, obwohl
sie den Kühlschrank immer im Detail angeschaut hatten.
Die Art, wie sie vorgegangen sind war ziemlich mies, was soll
den im Rucksack zwischen meinen Kleidern bitte sein? Es war mehr Schikane als
etwas anderes und auch heute Abend habe ich es noch nicht geschafft wieder die
volle Ordnung in mein Packsystem zu bringen.
Meine Stimmung war nach dem Check das erste mal auf dieser
Reise im Keller, ich war sauer. Im Nachhinein ist es doch eher lustig dass ich
mir von so etwas die Laune verderben lasse, war doch auch dieser Grenzübergang
ein Zuckerschlecken im Vergleich zu so manchen Grenzüberquerungen in Afrika.
Vielleicht waren die ersten beiden chilenischen Kontrollen
zu easy und meine Erwartungen dadurch zu hoch.
Im ersten Ort in Chile versuchte ich Käse, Salami und
Fleisch zu ergattern, aber leider war nichts annehmbares dabei. Ich nutzte die
3G Verbindung für eine Skypesession mit meiner Freundin, bis die Datenmenge
viel zu schnell verbraucht war.
Ich hatte zwar Guthaben aufgeladen, aber keine Ahnung wie
ich das ganze aktivieren konnte. Ich entschloss mich, auch ohne Vorräte den
Vulkan Osorno anzusteuern.
Auch auf chilenischen Seite ist die Landschaft ein Traum,
die weiss gezuckerte Spitze des Vulkans ist schon von weitem sichtbar. Den
Luftdruck hatte ich in Villa la Angustura völlig umsonst wieder auf
wellblechtaugliche 1.7 Bar gesenkt.
Schönster Asphalt bis auf den Vulkan. Eine atemberaubende
Fernsicht hat man von dem höchsten fahrbaren Punkt aus – weiter geht es nur
noch mit einem Ski/Sessellift.
Ich war gerade die Drohne am Auspacken, um das ganze mal mit
Videobrille aus der Höhe zu betrachten, als leider auch schon stärkerer Wind
einsetzte.
Da ich mir nicht sicher war, ob hier auch Lava zu sehen
ist – klemmte ich mir den Sessellift (ohne ihn mir schöntrinken zu müssen) und
genoss noch eine Weile die bombastische Aussicht, bis ich gemütlich in der
Untersetzung wieder den Berg herunter kraxxelte.
Dann ging es um den See Llanquihue herum nach Puerto Varas.
Während es auf der argentinischen Seite eine Kolonie der Schweiz gab (Colonia
Suiza), gab es auf der chilenischen Seite dann die deutsche Kolonie. Und am
Wegrand jede Menge Wegweiser die mit „Kuchen“, Streuselkuchen“ und ähnlichen
Begriffen um Kundschaft warben.
Unglaublich wie sauber und schön hergerichtet es auf diesem
Breitengrad in beiden Ländern sein kann. Schmucke Häuser, alles sauber und
schön hergerichtet.
Puerto Varas ist ein schönes kleines Städtchen auch am schon
erwähnten See Llanquihue gelegen. Eine schmucke kleine Innenstadt, schöne
Hotels, ein Casino laden zu einem längeren Verweilen ein.
iOverlander kennt sogar auch einen Stellplatz, an dem man
stehen darf, der war mir aber zu staubig und zu bevölkert, der taugt wirklich
eher für die Expeditions-LKWs die sich besser abschotten können.
Also versuche ich mich klammheimlich in der Nähe eines
Grand-Hotels wieder an einem Grey-Camping. Kaum lag ich im Auto und war am
Schreiben des Tagebuches, als auch schon jemand ans Fahrzeug klopfte und
versuchte mit einer Taschenlampe das Fahrzeug zu erforschen.
Beim Citycamping befestige ich eines der Reise-Badetücher so
dass ein Sichtschutz hinter den Fahrer/Beifahrersitz aufgespannt ist, in dem
ich es in den Haltegriffen einklemme.
Das war mein Glück, so konnte derjenige der außen stand
nicht wissen ob ich im Fahrzeug bin oder nicht. Derjenige klopfte mehrmals
bevor er wieder verschwand. Ich nahm an, dass ich der Security des Hotels aufgefallen
bin – und sie mich gerne vertrieben hätten.
Mir gefiel der Platz – also nichts anmerken lassen. Nach 20
Minuten – ich war noch fleissig am Tippen eines Artikels – als es wieder
klopfte. Wieder mehrmals – mit einem deutsch klingenden „Hallo“. Anyway – ich möchte
nur noch schlummern, weder Smalltalk noch vertrieben werden ;-)
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