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Sonntag, 26. April 2015

Unerwartete Andenüberquerung



Heute klingelte mich der Wecker um halb 10 wach. Ich hatte zwar keinen Kater – aber verdammt, war ich müde. Müde und noch immer planlos, wo die Reise denn hingehen soll.

Es spricht alles gegen die Dschungeltour, aber das Abenteuer lockt, die Route durch den Dschungel Boliviens ist halt schon nach meinem Gusto, aber kostet bestimmt eine Woche und Blut, Schweiss und Tränen. 

Ich frühstückte noch einmal ausgiebig und dann arbeitete ich am Blog und fand eigentlich dass ich noch eine Nacht verlängern sollte – um die Abreise gemütlicher zu gestalten.

Aber nach einigen Skype-Gesprächen mit der Heimat überwand ich den inneren Schweinehund, packte und checkte um 1 Uhr auch schon aus. Bis ich mit dem Bepacken und Umräumen in der Tiefgarage fertig war, war es auch schon 2 Uhr. Bett frisch beziehen, das Zeug von der Laundry wieder verstauen, die Kleider für die brütende Dschungelhitze bereitstellen und die warmen Kleider zu unterst verstauen etc etc.




Danach ging es wieder in den grossen Supermarkt Hipermaxy „los Pinos“ und ich kaufte noch einmal dicke ein, gleich drei grosse Salamis, die in Peru wieder nicht aufzutreiben sind, nochmals leckeres Lomo und natürlich, Wasser, Bier und Wein.

Um 16 Uhr war ich dann auch mit Shoppen fertig und hatte vom Parkplatz aus auch nochmal einen Artikel hochgeladen – wer weiss wie gut die Internetverbindung der nächsten Tage sein wird. Nun ist alles aktuell – immer wieder ein tolles Gefühl.

16 Uhr - noch mitten von La Paz – ist das wirklich ein guter Zeitpunkt zum Starten? Ich suchte mir im Navi einen Punkt in Richtung Yunga/Deathroad – natürlich führte die beste Strecke auch noch mitten durchs Zentrum.

Inzwischen liebe ich ja den völlig sinnfreien Kampf im Strassenverkehr von La Paz. Da wird um jeden Millimeter gekämpft, gedrängelt, sinn-frei überholt um dann im Weg zu stehen und Passagiere auszuladen. Ich mache meine Sache inzwischen so gut wie ein Local und verschenke auch meinerseits keinen Millimeter, das Dauergepiepe von meinen Park-Abstandswarnungs-Sensoren blende ich dabei aus. 

Es geht in einen mir bisher noch unbekannten Stadtteil, der sich steil in die Berge schmiegt. Unterwegs tanke ich noch einmal, über 5.5 Bolivianos pro Liter schlage ich nicht mehr zu, muss aber dafür auch alle Register ziehen. Über Jokes, betteln, argumentieren und breitquasseln, wohlgemerkt ohne Spanisch zu können. Wichtig ist immer das ganze mit viel Humor anzugehen.

An der zweiten Tankstelle klappt es auch und randvoll geht es weiter hoch in die Berge. Ich nutze die Ausläufer von La Paz auch noch für andere Einkäufe, Guthaben für das Prepaid Internet, Brennholz, Fruchtsaft – alles schön am Strassenrand präsentiert – lädt es zum Einkaufen nahezu ein. 

Es ist so steil dass ich schon die ganze Zeit in der Untersetzung fahre, ich habe auch das Gefühl, dass mein Brummie inzwischen mehr raucht als die Autos der Locals. Anyway, die Stadt liegt hinter mir und noch immer geht es steil aufwärts.


Da ich einmal mehr keinen Blick auf die Terrain-Karten mit Höhenlinien geworfen habe, bin ich mehr als erstaunt, dass hier eine veritable Andenüberquerung mit 4860m Passhöhe ansteht.

Natürlich hatte ich mir den Aussichtspunkt auf dem Pass als möglichen Campspot ausgesucht. Bei 6 Grad in den Wolken – nein danke! Also half nur eines, der Strasse die nun Steil abwärts führte so lange zu folgen bis es wärmer wird oder es eindunkelt.

Von 3500m (Einkaufscenter in La Paz) ging es auf 4860m und dunkel wurde es dann bei 3183m Höhe, was für ein krasser Trip angemessen dessen, dass ich das Ganze in 2.5 Stunden gefahren bin.

In höheren Lagen hatte es perfekte Wildcamp-Spots aber ich hatte keine Lust auf Frost in der Nacht, weiter unten gab es, wenn es Platz hatte, auch immer gleich Häuser die teilweise mit abenteuerlichen Stelzen in den Hügelhängen abgestützt waren.

Aber an einer Tankstelle fragte ich, ob ich mich hinstellen darf und bekam einen Platz zugewiesen, ohne dass dafür etwas verlangt wurde. Wieder hatte ich nur die Brocken „Campino, Camping-Vehiculo, Dormir“ zur Verfügung, zusammen mit meiner Gestensprache – aber das hat wieder einmal mehr ausgereicht.

Hier hat es zwar auch nur 10 Grad, aber es fühlt sich gar nicht so kalt an. Während ich die Zeilen hier schreibe, ist dichter Nebel aufgezogen und ich bin froh über meinen Stellplatz für die Nacht. Leise ist anders, aber mit einer Strasse im Steilhang gibt es hier keinen Ausweg.

Ich habe in mehreren Reiseblogs gelesen, dass man die Deathroad besser von unten nach oben fahren soll, da man dann mehrheitlich die Hangseite hat und nicht auf den letzten Millimeter an den Aussenrand fahren muss. Nur für die Deathroad herrscht nämlich Linksverkehr. 

Dann müsste ich aber eine Extra-Runde fahren, ich denke mal ich fahre die Männer-Version. Nun hoffe ich auf gutes Wetter, bei Regen mit Erdrutschen klemme ich mir das Ganze...



---- Kurznachricht via Satelliten-Messenger ----
Nachmittags aufgebrochen, angepeilter Campspot lag auf 4680m bei 6Grad, also Abstieg auf 3180m bei 10Grad. Nun Deathroad

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