Montag, 16. März 2015

Fiambala und wieder zurück



Heute stand ich früh auf, ersparte mir das Teekochen. 655 Kilometer lagen vor mir – heute wollte ich nach Chile. Passend dazu habe ich alle Vorräte aufgebraucht die sie mir sonst an der Grenze wohl wieder abknöpfen würden

Mein Müllbeutel war leider von Ameisen befallen worden, dass erste mal dass ich zum Müllberg der hier neben vielen Park und Stellplatzmöglichkeiten zu finden ist - auch etwas beigetragen habe.

Danach ging es los, auf der grossen Ruta 60 nach Tinogasta, Anillaco nach Fiambala. Die Landschaft verwandelte sich unglaublich schnell von saftigem grün in Steppe und in Wüste. Ihr lest richtig – hier hat es riesige Sanddünen.

Am Ortseingang zu Fiambala sah ich eine lange Autoschlange und vorne war die Strasse irgendwie gesperrt. Mit Fotoapparat bewaffnet lief ich nach vorne. 

Zu meinem erstaunen das gleiche Bild wie einmal zwischen Buenos Airoes und Zarate auf der Autobahn angetroffen: Einige wenige private Personen sperren die Strasse was ihre Form einer Demonstration darstellt. Brennende Reifen, Äste, Bretter und anderes Material versperrt den Weg. 

Auf beiden Seiten cirka je 40 Personen in Fahrzeugen und ganze 6 Personen hinter der Strassensperre. Dabei stehen auch zwei Polizisten – anscheind ist das hier eine legale „Demo“ 




Ich Fotografiere das ganze und frage nach dem Grund. Einer der wartenden kann leidlich englisch und klärt mich auf. Sie Demonstrieren dafür dass die Schule eine Putzfrau bekommt. Nun sperren Sie die Strasse und lassen nur alle drei Stunden die Leute passieren.

Hier sind einige richtig sauer, das merke ich. Ich fragte wieso wir die Sperre nicht einfach wegräumen. Auf der Autobahn war ein Mob von 40 Personen  gewesen – aber hier die 5 Gestalten...

Er erklärt mir dass das sein Arbeitsweg sei – und er jeden Tag hier durch müsse. Deswegen reissen sich die meisten zusammen, aber einer sei heute morgen sei einer mit Anlauf durch die Sperre gerast, hätte nach 50m angehalten um das mitgeschleifte Material zu entfernen – und wäre weiter gefahren.

Ich hatte glück – in 15 Minuten soll die Sperre laut Plan vorübergehend aufgehoben werden. Ein Motorradfahrer hat genug -  und probiert es neben der Strasse.

Leider ist es hier wüstenähnlich, er säuft jämmerlich im Tiefsand ab – andere helfen ihm.

Nach dem Ort war eine Therme ausgeschrieben, aber – ich hatte ja etwas fast unmögliches vor 655km davon sollen 60km aus Piste bestehen – laut den Mitarbeitern einer Tankstelle. Auch die Polizisten meinten dass die Strecke machbar sei.


Die meisten Reisenden folgen die der Ruta 60 nach Chila, Copiapo. Aber ich hatte mir ja vorgenommen die Route Provenvial 34 und 43 nach Pocito zu folgen. 

Als ich schon 30 nach Fiambala auf Piste sties – dachte ich zu wissen was auf mich zu kommt. Auf dem Navi wird die Strecke als Ruta Provencial 34 geführt – wie ich von meinen bisherigen Erfahrungen her wusste – war das Piste.

Einige kleine Furten waren zu passieren, immer wieder war die Strasse stark ausgepült und hatte tiefe Rillen, was nicht all zu viel Tempo erlaubte.

Die Piste wurde immer schmaler, ungepflegter – aber führte direkt in die Anden und erlaubte eine unglaubliche Fernsicht. Saftig grüne Bergkämme, in der Ferne die Sanddünen – einfach schön. 

In einem Ort der laut Openstreetmaps „La Mesada de los Zarate“ bezeichnet wird, endete die Zivilisation. Bis zu dem Ort waren noch Strom und Telefonkabel gezogen.

Die Menschen leben in kleinen süssen roten Häusern aus Lehmziegeln. Ich kreuzte die Schule und die 4 Schulkinder winkten begeistert  - hier kommen wohl nicht oft Fremde vorbei. Das ganze errinnerte mich an abgelegene Bergdörfer in Laos und Nordthailand – ich hatte nicht damit gerechnet dass auch in Argentinien so anzutreffen.

Auf dem Weg aus dem Ort heraus waren sogar noch zwei Arbeiter mit dem Ausbessern des Tracks  beschäftigt. Die nächsten 1.5km waren noch 2 abzweige zu Tälern und Gehöften zu sehen. 

Danach sah der Track jungfräulich aus. Zu Jungfräulich. Vor einem Busch mitten auf dem Feldweg stieg ich aus. Deutliche Fahrspuren von mir, keine anderen. Der kleine Busch sah auch unzerfleddert aus – hier muss schon viele Wochen wenn nicht gar Monate keiner mehr entlang gefahren sein.

Anyway, etwas Abenteuer und Nervenkitzel gehört doch dazu. Engmaschig führte der enge Track einen Pass empor. Immer wieder gab es kleine Erdrutsche oder Steinschläge zu sehen, die den Adrenalinpegel auf einem mittleren Pegel hielten.

Mir war klar dass hinter jeder Biegung eine unpassierbare Passage lauern konnte, die einfach noch nicht bemerkt wurde.



Den Pass zu erreichen war ein grossartiges Gefühl – von nun an ging es steil abwärts immer wieder mit Passagen die den ersten Gang der Untersetzung erforderten. Zwei stellen sahen so haarig aus dass ich das ganze zuerst zu Fuss erkundete. 

Flipflops gegen Teckingschuhe tauschte und erkundete. Verdammt ich habe doch Afrika in FlipFlops durchquert ;-) 

Starke Regenfälle hatten den Track ausgespült und tiefe Rillen hinterlassen. Hier musste ich mir eine Spur suchen, die das passieren erlaubte ohne mit dem Rahmen aufzusitzen. Gar nicht so ohne, einmal abgerutscht und man sitzt mit dem Rahmen auf und ist am arsch... 

Aber ich fand eine Passage die machbar war und meisterte das ganze ohne viel Probleme. Der vernünftige Reisende hätte davor kehrt gemacht. Insbesondere als einzelnes Fahrzeug und auch noch alleine – ohne Einweisung – kann so etwas durchaus haarig werden.

Weiter ging es die serpentinenartigen Abstieg Meter um Meter voran. Teilweise ging es an der Talseite steil abwärts, aber irgendwie machte mir das nicht viel aus.

Ich erreichte einige halbzerfallene Ruinen und kraxxelte weiter Talabwärts. Ich erreichte einen Bach der wohl fortan den Weg darstellen soll. 

Kein Problem so etwas kenne ich aus Island, Thailand and Laos. Allerdings sperrten zwei grosse Steine die Einfahrt zum Bach – die sicher nicht auf natürliche Weise dahingekommen sind.
Ich beschloss das ganze zu Fuss zu erkunden. Der Bach war klein, die Fahrstrecke beinhaltete das meistern grösserer Felsbrocken, was viel Konzentration und bei meinem Fahrzeug auch etwas Wegbau bedeuten kann. Aber nichts was mich hätte abhalten können.

Ich folgte dem Bach. Nach 50m Rockcrawling gab es eine Bruchkante die 60cm hoch war, aber Sandig war. Auch noch kein Showstopper dachte ich mir. Nach einer Biegung führte der Track nach Plan einen anderen einmündenden Fluss entlang.

Auch dieser Fluss war nur mehr ein Bach, hatte aber extreme Auswaschungen hinterlassen. Es war kein Track zu sehen und ganze Passagen waren aus Geröll, Fels oder Sand. Ich folgte dem Fluss 2.5km zu Fuss. 

Wieder sties ich am Ufer auf ein verlassenes Gehöft. Das war aber noch nicht ganz verfallen, hinter einer Türöffnung entdeckte ich eine Lederjacke mit Nasa aufdruck am Ärmel – Respekt.

Noch immer sah ich keinen Track – und die 2.5km waren einfach nicht zu stemmen. 

Brummie mit seinem Reisegewicht ist es nicht alleine, auch mit einem isländischen Superjeep, 44“ Reifen und aller Ausrüstung. Der frühere Fluss und jetzige Bach hat ganze Arbeit geleistet. Viele Auswaschungen die über 60cm höher /tiefer waren, grosse Felsbrocken.

Also wanderte ich wieder zurück zu Brummie und machte mich auf den Rückweg. Die erste heftige Passage meisterte ich noch ohne grosse Probleme. Kurze Zeit später stand ich vor der zweiten knackigen Passage.

Ich wählte den gleichen Weg den ich auf dem Herweg auch schon gewählt hatte. Aber durch die heftige Steigung waren dass nun andere Voraussetzungen. 

Ich aktivierte alle drei Differentialsperren und machte mich an den Aufstieg. Immer wieder musste ich halten, aussteigen und die Situation begutachten, Lenkwinkel, hier und da mal einige Steine unterlegen.  So ungefähr in der Mitte des Abschnittes brach eine der schwellen auf denen ich die Unterspülungen überqueren wollte weg, das Auto rutschte rechts hinunter. Ich probierte es mit dem Gasfuss und sass rasch mit dem Unterboden auf. 

Damlich denn ausgerechnet hier hatte es keine Ankerpunkte für die Seilwinde und für den Einsatz des Erdankers war es zu felsig. Ich habe auch noch eine Seilwindenverlängerung dabei und lief daher erstmal die 50m ab, die ich erreichen konnte. Fehlanzeige.

Werde ich mich hier aus eigener Kraft überhaupt befreien können?

Also wieder zurück zum Auto und die Schaufel auspacken. Zum glück bestand der Boden nicht nur aus Fels, so konnte ich durchaus etwas bewegen. 

Blut & Wasser geschwitzt, einen Fingernagel eingerissen, einige neuen Schrammen später machte ich einen versuch mich Rückwärts aus der misere zu befreien. 

Wieder einmal musste die Verkleidung der Heckschürze daran glauben – anders als in Afrika ist sie aber nicht eingerissen – vielleicht bekommt das Toyota in Bolivien wieder hin.

Es gab noch eine andere Option der Streckenwahl, aber die sah mir noch gefährlicher aus, insbesondere für die Reifen. Also habe ich nur noch eine Option. Das gleiche was ich eben probiert habe, diesmal mit Anlauf ohne Rücksicht auf die perfekte Linie.

Es war holprig, des öfteren durchdrehende Reifen, aber Brummie wühlte sich durch. Aufatmen, anhalten, Schaufel einsammeln – ein kühles Bier. 

Diejenigen die im Livetracking meinen Weg verfolgen werden sich wohl gefragt haben wie ich soviel Zeit für so ein kleines Stück weg benötigt habe.

Die Routenwahl wird mich einen ganzen Tag kosten. Also wieder zurück. An der Stelle meines Wildcamp-Spots vom letzter Nacht setze ich eine Nachricht mit dem Satelliten-Messenger ab – hatte ich am Abend vergessen. 

Auch mein nächster Bypass in Richtung Norden, die Route Provencial 3 war gesperrt – wenigstens war es hier beschildert. Also musste ich weiter in Richtung Aimogasta, auf dieser Stecke zweigt die Ruta 40 ab. Diese war offen – und ich machte noch einige Kilometer gut. Ich passierte noch Belen und las in der iOverlander App dass man an der Therme Quebrada de Hualfin campieren kann. 

Leider waren die GPS Daten nicht korrekt. Aber ich fragte 3 Jungs die mit einem Motorrad (wie in Asien) unterwegs waren nach dem Weg. Siehe da – sie scrollten auf dem iPad herum als hätten sie zuhause auch eines, und zeigten mir wohin ich musste. 

Nur 3.5km, aber nun halt in kompletter Dunkelheit. Die Anfahrt allein machte schon spass (wohl weil es dunkel war). Eine kleine Furt, ein kleiner Dirtrack der einem auf verschlungenen Pfaden in ein Tal führte.

Tatsächlich hier war eine Therme. Ich erkundete das Gelände, sah dass es ein WC Gebäude gab, sauber aber ohne Wasser – dh nur der erste kann ein sauberes Geschäft machen. In einem anderen Gebäude gab es zwei Räume, jeder mit umkleide Nische und Dusche ausgestattet. Aus der Dusche (ein Rohr in der Wand) sprudelte das Wasser der heisse Quelle.

Noch bevor ich soweit war knatterte ein Motorrad herbei und nahm die beiden Duschen in Beschlag, während ich mich dem Tagebuch widmete.

Nach 15 Minuten knatterten sie davon. Ich lies mir Zeit, beeilte mich erst als erneut ein Motorrad zu hören war. Einfach herrlich, fast etwas zu heiss – aber egal. Ich duschte ausgiebig und ging dann zurück zum Auto.

Während ich mich von Salami und Käse ernährte – etwas anderes hatte ich ja nicht mehr – kamen noch einige andere Fahrzeuge, aber ab kurz vor Mitternacht hatte ich die Therme für mich alleine.

Also Duschte ich nochmals lange und ausgiebig und ging dann Schlafen.


---- Kurznachricht via Satelliten-Messenger ----

Herrliches Wildcamp an einer Therme, heiße Dusche und den Staub wieder loswerden können. Harter Tag, viel offroad :-)

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