Samstag, 14. März 2015

San Juan und Nachhall


Die Polizei fährt des nachts vorbei während ich mich noch fertig mache, ohne zu intervenieren. Ein gutes Vorzeichen? Mich wecken wummernde Dieselgeräusche, ich nehme an es sind Lastwagen die auch in der Nähe parkiert haben und schlummere weiter.

Wieder weckt mich eine recht ansehliche Geräuschkulisse. Ich checke die Uhrzeit, 7:40 und versuche die Lärmquellen durch die getönten Scheiben zu entdecken. 

Direkt neben meinem Campspot ist eine Baustelle, ich nehme an brandneu – diese hätte ich ja entdecken müssen? Anyway, ich stand auf und machte mich nahezu unbemerkt reisefertig.
Die Bauarbeiter erwiderten mein Winken freundlich, störten sich nicht daran, dass ich da campiert habe, was nun natürlich offensichtlich ist.

Ziemlich glücklich entdecke ich, ganz entgegen der Wettervorhersage, eine dicke Wolkendecke und angenehme 22 Grad. So sollte ich auch ohne Klimaanlage gut vorankommen. 

Ich habe mir gestern überlegt wie es weitergehen soll. Leider reicht die Zeit nicht mehr, um meine Bekanntschaften in San Raphael zu besuchen, schade. 

Um ehrlich zu sein, könnte ich die 500km schon noch einbauen, aber laut Wetterbericht liegen da unten Sonne und 33 Grad an – nicht das Klima was ich aktuell anstrebe.




Bei mir ist nicht nur die Klimaanlage ausgefallen, meine Lüftung heizt auch. D.h. ich kann nur die Lüftung ausschalten – und die Fenster öffnen. 

Auf Asphalt ok, auf staubigen Tracks könnte man damit leben, wenn es nur ein Auto wäre  - und nicht ein verkapptes Wohnmobil. Alle Kleider, Matraze, Decken und Lebensmittel unter einer dicken Staubschicht zu begraben – ist nicht ganz so ideal. 

Das versteht wohl nur ein Overlander der auch im Auto lebt, entnehme ich einigen Facebook Kommentaren J

Anyway, bei 22 Grad düse ich nun nordwärts, auf der schon im Süden schätzen gelernten Ruta 40. Nach Mendoza mutiert die Strasse allerdings zu einer streckenweise Autobahn ähnlichen Schnellstrasse mit den damit einhergehenden Begleiterscheinungen:

Radarkontrollen, Polizei-Checkpoints – und zum Steigern meines Adrenalinspiegels auch noch ganze zwei Quarantäne-Checkpoints zwischen Mendoza und San Juan. 

Wollen sie mir meine Chilenischen Lebensmittel nun doch noch abknöpfen?

Beim ersten Checkpoint kann ich noch durchrollen ohne Aufmerksamkeit zu erregen, beim zweiten Checkpoint muss jeder anhalten. Die beiden vor mir werden durchsucht.

Die Dame spricht auf spanisch auf mich ein, ich wehre alles mit „no“ ab, ohne zu verstehen was sie eigentlich fragt. Laut Plakat wären aber Fleisch, Gemüse, Pflanzen und Holz unerwünscht. 

Ich habe kein schlechtes Gewissen, schliesslich werde ich heute Abend alles verfuttern. Die Dame winkt mich weiter. Das mein Fahrzeug nicht nach einem Wohnmobil aussieht zahlt sich ein weiteres Mal aus.



In San Juan plündere ich nochmals den Geldautomaten, getraue mich aber nicht recht, die Lebensmittel aufzustocken. Wer weiss, ob noch weitere Quarantäne Checkpoints kommen, die einem die Lebensmittel wieder abknöpfen?

Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich. Mendoza ist nach der kargen Landschaft, die mir während der Andenüberquerung dargeboten wurde, eine grüne Oase. 

Bis San Juan ist es auch recht grün, danach beginnt eine karge Steppenlandschaft, die von den Anden auf der linken Seite begleitet wird. So karg, dass es zu meinem Erstaunen auch keine Zäune mehr gibt – ein Paradies für all diejenigen, die ein Wildcampspot suchen. 

Aber für mich ist es noch zu früh, mich zieht es in den kühlen Norden. 170 Kilometer ohne Siedlung, Tankstelle oder Einkaufsmöglichkeiten folgen, bis ich „San Jose de Jachal“ erreiche. 

Kurz vor dem kleinen aber süssen Nest wandelt sich die karge Vegetation wieder in eine grüne und fruchtbare Oase. Die in Openstreetmaps eingezeichneten kleinen Lebensmittelgeschäfte haben leider zu – aber ich finde in kleinen Supermercados passenden Ersatz. 

Lomo, Maiskolben, Tomaten, Banane  - dass wird wieder ein schöner Schmaus. Nur Brennholz ist etwas knapp. Aber nach einer kleinen Suche finde ich auch das – und fahre auf einer absolut malerischen Strasse (Route Provenvcial 49) in Richtung Huaco. Hier soll ein riesiger See sein, laut meinem GPS Material. Geblieben ist eine riesige schlammige Fläche und eine kleine Pfütze – anscheinend ist es hier schon länger trocken.

Ich folge dem Fluss und entdecke einige annehmbare Wildcamp Spots. Während ich der kleinen Strasse folge, entdecke ich unten in der Schlucht einige Feuerstellen. 

Das möchte ich mir näher anschauen. Das ganze war als Campsite ausgeschildert, mal schauen ob die bewirtschaftet ist. Ein schmaler Feldweg führte in die Schlucht – tatsächlich war da jemand am Arbeiten, mit Schubkarre und Schaufel bewaffnet.

Ich grüsste und sah mir erstmal die Schlucht und kleinen Fluss genauer an. Der Arbeiter näherte sich und deutete an, dass ich ihm folgen soll. Es folgte eine 30 Minütige Wanderung der Schlucht und den Fluss entlang – bis zu einer kleinen Staumauer.

Ein richtiges kleines Paradies, was auch gut Instand gehalten wird. Nach dieser schönen Führung wollte ich den Inhaber nicht vor den Kopf stossen – und fragte ob ich Campieren kann. Durfte ich für 30 Pesos – was ein vernünftiger Preis ist – schliesslich hat es nur Feuerstelle und WCs – eine heisse Dusche leider nicht, kalt gäbe es eine.


Den Rest kennt ihr schon von anderen Abenden – ein Grill-Highlight jagt das Nächste. Wenn man das täglich macht – mutiert man ungewollt zum Profi.

------ Kurnachricht via Satelliten-Messenger -----

Nahe Husco auf einer schönen Campsite in einer Schlucht. Zirpende Grillen, plätschernder Fluss, angenehmes Klima :-)

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