Am morgen nutzte ich noch einmal den Pool der Villa Jeniffer
und fragte noch nach der Machbarkeit meiner Route. Inhaber der Anlage ist ein
Däne zusammen mit seiner peruanischen Frau, die mir gestern bei der Reparatur
schon unter die Arme gegriffen haben.
Meine angestrebte Route wäre zu gefährlich, meinten
beide. Ein ehemaliges Rebellen und ein
Drogen-Anbaugebiet, eine der ärmsten Regionen Peru`s welches nicht sicher ist.
Mich würde da eventuell mehr Abenteuer erwarten, als ich mir
wünschen würde. Es wären mit Strassenblockaden und Überfällen zu rechnen.
Besser wäre ein Stück zurück und dann über eine andere
Abzweigung zurück über die Anden, oder aber die grosse Tour durch den Dschungel
via...
Ich versuche immer Abenteuer und Sicherheit auf einen Level zu
bringen, der für mich tragbar ist. Hier habe ich nun definitiv ein mulmiges
Gefühl, aber die beiden anderen Optionen wollen mir nicht so recht schmecken.
Nochmal zurück und dann der eher langweiligen Küste Peru`s
entlang, mit seinen schnurgerade Strassen, klingt nicht so prickelnd. Die
grosse Dschungeltour wäre eine gut befestigte Strasse, nach dem grossen
Abenteuer klingt auch das nicht, auch wenn man zugegebenermaßen immer mal
wieder eine Dirteinlage einlegen kann, wenn der Abenteuer-Zeh juckt.
Der Weg zurück ist erst einmal raus, auf dem Weg in den
Norden habe ich 116km Zeit mir die definitive Route zu überlegen, dann kommt
der Abzweig. Also fuhr ich erst einmal nach Tingo Mario Downtown, Tankte noch
einmal voll und war selber gespannt auf meine Entscheidung.
Die Fahrt ging mitten durch den Dschungel, der Rand war immer
mal wieder mit Bananen und Palmen Plantagen durchwachsen, einfach toll die
satten Grüntöne. Noch habe ich keinen Dschungel-Koller.
Auf der Papierkarte ist die Route von der mir abgeraten
wurde gar nicht durchgängig vorhanden, aber maps.me kennt sie und schlägt die
Route nach Trujillo sogar vor. Maps.me hat mir mit seinem schlechten Routing
schon für so manches ungeplante Abenteuer auf meiner Reise gesorgt.
Mit etwas Bauchweh und damit auch einem recht grossen Respekt entschied ich, diesen Dschungeltrack in Angriff zu nehmen – man lebt nur einmal. Wäre ja doof wenn man Abenteuer sucht und dann jeweils kuscht wenn es darauf ankommt. Wobei genau diese Grundhaltung wohl auch nicht besonders clever ist. Aber – hat pepp...
Birgt die Route Gefahr für Leib und Leben – das denke ich
eben nicht. Für meinen Besitz, Fahrzeug und Inhalt natürlich schon. Aber genau
dafür habe ich teure Versicherungen abgeschlossen, um dieses Risiko
kalkulierbar zu machen. Natürlich würde ich mir in den Arsch beissen wenn ich
die Reise ohne Auto erst einmal abbreche müsste, aber nur weil das Risiko
besteht muss der Fall ja auch nicht eintreten.
Eine übelste Schlagloch/Lehmpiste steckte hinter der
Abzweigung und wollte nicht aufhören. Mehr als 15km/h war nicht drin – ich
denke die Streckenwahl hat potential und zweifelte keine Sekunde...
Nach ca 12 Kilometer komme ich an einen Fluss mit
Fährbetrieb. Während ich halte schleichen auch schon die ersten beiden zwielichtigen
Gestalten um das Auto herum, der eine stellte seine Tasche auf mein Ersatzrad
am Heck – das kann ja was werden.
Aber es hat auch einige freundlichere Zeitgenossen die einem
die Hand schütteln wollen und sich bemühen in ein Gespräch zu kommen. Mein
Spanisch ist noch immer inexistent, aber ich kann ihre Neugierde des „Woher
Wohin und Nationalität“ immerhin stillen.
Die Fähre sieht noch viel labiler aus als diejenige bei
Copacabana in Bolivien. Der Fluss hat eine unglaubliche Fliessgeschwindigkeit
und ist toll anzusehen. Aber ich hatte ein latentes Problem.
Dadurch dass ich noch in den Pool hüpfen musste, den
Blogartikel von gestern mit Fotos hochgeladen habe – bin ich erst Mittags
losgekommen. Als die Fähre anlegte hatte ich noch genau zwei Stunden Tageslicht
und die Chance auf ein Wildcamp zu finden. Im Dschungel ist das extrem
schwierig, wo gerodet ist steht auch eine Hütte. Ich kann also nur auf eine Art
Steinbruch hoffen, oder muss auf am Rand des Tracks halten, an eine der Stellen
die zum kreuzen von Fahrzeugen vorgesehen ist.
Nach der Fährpassage wurde der Track bezüglich der
Schlaglöcher besser, dafür wartete feinstes Offroad. Mehrfach hatte ich die
Wahl zwischen maroder Brücke und dem Furten im Fluss. Mit den grossen Steinen
hatte das etwas von Wet-Rockcrawling. Oft war die Piste verschlammt, dann
führte der Track eine weile durch den Bach – auch hier wieder so grobe Steine
dass ich im ersten Gang der Untersetzung durchrollen musste.
Einfach nur sensationell genial, auch wenn die Strecke oft extrem schmal und einseitig steil herunter ging – dagegen war die berühmte Deathroad in Bolivien ein Kindergeburtstag. Ab und an säumten einige Hütten den Wegrand – Strom, Telefon gibt es hier nicht mehr. Handyempfang auch nicht.
In den zwei Stunden Tageslicht habe ich ganze zwei
Wildcamp-Spots in Maps.me markiert, allesamt leider nur Buchten zum überholen
oder kreuzen – mitten an dem Track.
Das ist definitiv zu gefährlich wenn die Route von locals so
eingeschätzt wird. Bleibt also nur in einem Dorf anzuhalten und zu fragen ob
man sich hinstellen darf und wenn ja wo.
Einmal kommt ein Polizei Pickup entgegen, eine Ausweichbucht
ist gerade passend am Rand vorhanden. Der Pickup hält und der Polizist deutet
mir an dass noch fünf weitere Fahrzeuge kommen. Es folgt ein Pickup voller
Soldaten, vier zivile Pickups und am Ende wieder ein Pickup voller Soldaten.
Alle voll inkl. Ladefläche. Fahren die wohlhabenderen Locals hier mit Eskorte? Ein
Gefangenentransport schliesse ich aus, es hatte auf den zivilen Pickups auch
einige Kinder.
Kurz bevor es komplett ein dunkelte hielt ich in bei einem
kleinen Dorf, bestehend aus 8 Hütten. Ich stieg aus und fragte einen Mann der
an einer der Hütte sass, mit einigen „Spenglischen“ Ausdrücken ob ich hier
irgendwo parkieren und übernachten könnte und dass ich im Auto schlafen würde.
Er wies mir einen Platz zu und als ich geparkt hatte waren
da auch schon zwei Männer, zwei Frauen einige Jungendliche und Kinder
versammelt. Ich hatte noch eine 50g Tafel Toblerone-Schokolade und überreichte
die dem Hausherrn als kleines Geschenk aus der Schweiz.
Ich setze mich dazu unter das Vordach einer der Hütte und
mit Händen und Füssen erfrage ich die Fahrzeit in die Stadt Sihuas, besprach die weitere Route und erzählte von
meinen Reiseplänen. Leider verhinderte die Sprachbarriere eine tiefergehende
Kommunikation. Aber ich wurde da geduldet und lauschte den Diskussionen um mich
herum, ohne viel zu verstehen.
Nach einer Weile holte ich den Reiseführer aus dem Auto und
gesellte mich wieder dazu, es wäre wohl zu unhöflich gewesen wenn ich mich zu
früh zurückgezogen hätte.
Bald war ich umringt von Kindern und Erwachsenen die mein
Lesen beäugten und immer wieder Orte erkannten. Im Unterschied zu meinen
Erfahrungen mit Locals in Laos und Nordthailand, wo die Ortskenntnisse zwei
Dörfer weiter aufhörten, kannte zumindest der Hausherr ganz Nordperu und war
selber auch schon im Patagonien (Argentinien) und der Hauptstadt.
Englisch kann hier aber keiner, auch nicht die Kids. Ich
befürchte hier in dieser abgelegenen Region sieht es mit einer Schulbildung
wohl eher etwas mau aus.
Natürlich steht der Land Cruiser auch hier direkt neben dem
Track, aber ich hoffe dass ich hier unbehelligt bleibe und unter dem Schutz des
Dorfes stehe.
Tatsächlich fuhren im verlauf des Abends noch zweimal ein
Auto vorbei, einmal ein Motorrad – so ungestört wäre ein Trackcamp nicht
gewesen.
---- Kurznachricht via Satelliten-Messenger ----
Camp in einem kleinen Dorf - Malaria Gebiet- verschlungener deftiger Dschungeltrack in Richtung Anden und später Meer.
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