Samstag, 21. März 2015

Höhenrausch, San Pedro und Calama


Heute morgen stand ich früh auf, bevor die Schlange zu lang wurde. Kurz nach 7 stellte ich den Land Cruiser in die Warteschlange und ging dann wieder ins Restaurant der Tankstelle. Probierte ob ich mit der Kreditkarte ein Frühstück ergattern kann.

Ging nicht aber als ich da sass und mein Tagebuch schrieb, bemerkte ein anderer Reisender meine Misere und gab mir einen Kaffee aus.

Danach hiess es warten. Sogar kurz vor 9 ging die Grenze schon auf, aber es war schon klar dass es länger dauern wird. Tip: versuche immer am frühen Nachmittag die Landesgrenze zu passieren. Alles andere kann dauern.

Nun ist 9:45 und so langsam sieht es so aus dass auch ich dran komme. Die 4 Fahrzeuge die schon vorgelassen wurden mussten alles ausladen und röntgen lassen – ich hoffe dass sie bei mir das Fahrzeug durchsuchen – alles ausladen kann dauern.....

Drückt mir die Daumen! Nach meinem Wissen habe ich nur Feuerholz und Honig was fraglich wäre, aber man weiss ja nie. Reis, Teigwaren, Kartoffelpuffer etc etc. hier herrscht komplette Willkür und es ist nicht so dass schmieren hier helfen würde.


Das Brennholz wurde natürlich konfisziert und dazu eine Packung Studentenfutter welches ich aus der Schweiz mitgebracht habe – und gefühlte 10 Grenzübergänge ohne Probleme überstanden hatte.

Angebljch wären nur die getrockneten Weinbeeren ein problem, den ich könne das aussortieren. Ich meinte das wäre mein Frühstück, und futterte fleissig vor mich hin, mistrauisch von einem Grenzbeamten beäugt. In der Tat hatte ich Hunger und gar nicht mehr gewusst dass ich noch so etwas leckeres habe.




Alle Weintrauben schaffte ich nicht, fand aber dankbare Abnehmer unter einigen anderen die auf die Zollabfertigung warteten.

Ich hatte meine beiden vorderen Räder auf einen 3cm hohen Stopper abgestellt, damit das Fahrzeug eben stand. Beim losfahren, bzw einlegen des Rückwärtsganges rollte ich nach vorne. Auf 4200m Höhe komme ich nicht ohne Anlauf über den Bobbel, ich musste tatsächlich die Untersetzung einlegen.

Das führt bei meinem Landcruiser automatisch dazu dass das AHC (active hight) System das Fahrzeug um 8cm hoch pumpt, um mehr Bodenfreiheit zu gewinnen.

In der Untersetzung konnte ich ohne probleme die Stopper überwinden, allerdings quitierte das System den Vorgang mit einer Fehlermeldung „Bitte AHC System prüfen“.
Gut die 4200m Höhe können verwirren, aber mir gefror das Blut in den Adern, bei dem Gedanken meine Reise mit aufgebocktem Fahrzeug fortsetzen zu müssen. Ich konnte den Fehler aber problemlos löschen, und die Fahrzeughöhe auf normal umstellen.

Die Fahrt führte noch einige Kilometer bergauf bis zur eigentlichen Passhöhe, bis es wieder abwärts ging. Hier gibt es nur noch Wüste, mal Sand aber meist auf Geröll bestehend.


So feind dass man „Offroad“ fahren kann wie man möchte, keine grossen Felsbrocken die einem aufhalten können, die Spuren zeigen auch dass so einige Reisende diese Freiheit geniessen.

Ich natürlich auch. Ich stelle fest dass ich sobald es auch nur ein bisschen bergauf geht, nicht mehr anfahren kann. Der erste gang ist zu groß übersetzt, da kann man gas geben wie man will. Was immer hilft ist die Untersetzung, oder Schwung holen oder das Fahrzeug mit der Front nach unten abzustellen.

Nach einigen Ausritten geht es auf der ausgebauten Strasse weiter, ich brauche dringend Vorräte. Brot, Fleisch, Salami, Käse, Gemüse, Brennholz.

Lange Passagen ging es teilweise recht moderat abwärts, dafür hatte man eine unglaubliche Fernsicht, herunter in eine unendlich wirkende Fläche.

Erwartungsvoll steuere ich „San Pedro de Atacama“ an. Aber wenn das mal nicht eine grosse Niete war. Als ich auf den Openstreetmaps karten 3 Supermärkte und 3 Fahrradgeschäfte sah, dachte ich mir schon dass das schräg werden könnte.

Der Ort besteht eigentlich aus süssen kleinen Lehmhäuser, oft auch noch mit Lehmmauern zu Strasse hin. Die meisten Strassen bestehen aber auch aus Lehm und jedes Fahrzeug generiert seine kleine Staubwolke.



Die Verkehrsführung ist erbärmlich dafür wurde einige Fussgänger Zonen umgesetzt. Ich finde nach langem suchen zwar leckere Salami aber leckeres Fleisch ist nicht zu finden, ausser in der TK Ecke eines kleinen Supermercados.

Das Nest ist trotzdem voller Touristen und die Geschäfte sind mit dem üblichen lokalen Touristentand gefüllt, den man als Selbstfahrer schon unzählige male vorher nicht übersehen konnte.

Griesgrämig schauen die Fahrradfahrenden Touristen oder Fussgänger auf den Staubaufwirbelnden Verkehr. Irgendwie wurde ich mit dem Ort nicht so richtig warm. Brennholz konnte ich auch nicht auftreiben – also weiter nach Calama, eine richtige Stadt.

Landschaftlich war die Gegend nach San Pedro recht schön, skurile Felsformationen säumten den Weg. Kurz vor Calame gab es riesige Felder mit Windrädern zur Stromgewinnung. Nicht ohne Grund – hier windet es recht kräftig.

Die Stadt schloss ich gleich zu beginn ins Herz. Ein belebtes Stadtzentrum, gute Einkaufsmöglichkeiten, einen überdachtes Marktareal mit kleinen Ständen, grosse Supermärkte und sogar einen Baumarkt ala Obi mit Brennholz.

Ich deckte mich für vier Tage mit Lomo, Mais, Tomaten und Zwiebeln ein und natürlich mit Brennholz, Bier und Wein.

Mein Kopf drohte von der höhe noch immer zu Platzen, obwohl MotionX inzwischen nur noch 2700m Höhe anzeigte.



Ich fragte an einem Kräuterstand nach Koka-Blättern und wurde angesehen als hätte ich nach harten Drogen gefragt. Im Reiseführer und Wikipedia steht zwar dass die Locals und Reisende sich so helfen, aber die Beschaffung scheint schwieriger zu sein.

Also ab in die Apotheke. Der Apotheker kann englisch und sagt mir ich solle kein Fleisch essen, keinen Alkohol und keine Getränke mit Kohlensäure trinken. Nur Wasser.

Gut hatte ich gerade eingekauft. Gegen die Kopfschmerzen gab er mir 1mg Paracetamol die ich 3x täglich einnehmen soll. Krasse Dosis, ich denke da reicht mir eine Tablette.

Auf dem Markt enteckte ich einen Stand mit frisch gepressten Fruchtsäften. Bei Mango werde ich ganze zwei mal schwach – so etwas von lecker!

Ich setze wieder meine chilenische Simkarte ein und konnte kurz mit der Heimat Skypen und via Messenger chatten. So erfuhr ich dass ich in 17 std reiner Fahrzeit in La Paz sein kann, über meine Wunschroute. Also noch Zeit um einige Seightseeing-Spots einzubauen.

Ich peile die Geysierfelder von „El Tatio“ an, bis mich eine Polizeisperre aufklärt dass die Strecke gesperrt sei. Ich fragte ob es mit 4x4 möglich sei, der Polizist meinte – das könnte ich probieren.

Verdammt, endlich mal wieder ein kleines Offroad Abenteuer!! Vielleicht ja mal eines ohne umkehren zu müssen? Vielleicht auch eines ohne Nachwirkungen und Werkstattaufenthalten? Fest steht – ihr werdet es mitverfolgen können J


Oben seht ihr links den Hundefriedhof von Calama, rechts die unbewohnte Oase die meine Basis für die nächsten Tage werden sollte...

---- Kurznachricht via Satelliten Messenger ---- 

Straße gesperrt- ignoriert, für einmal mit Erfolg. Am Ende des Tages wieder am Ausgangsort, viel Offroad, Schnee, Hagel

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