Diesmal schaute ich mir die Route genauer an, die Google vorschlug. Maps.me hatte auch hier eine andere Routen-Anregung. Im Groben wollte die Navigationssoftware uns so ziemlich gerade durchführen und setzte dafür 8.5 Stunden Fahrzeit an.
Eigentlich sah das Ganze spannend aus, so würden wir auch den Nationalpark durchfahren und an vielen kleinen Seen vorbeikommen. Also entschieden wir uns wieder einmal dazu, dem Routing von Maps.me zu vertrauen. Dafür standen wir früh auf, um die Fahrzeit bei Tageslicht bewältigen zu können.
In Sichtweite von Arequipa führte der Track in schmalen und engen Serpentinen steil hinauf zum Vulkan Misti, der 5822 Meter hoch liegt. Schon nach 40 Minuten Fahrzeit blieb nur noch ein kümmerlicher Track übrig, der teilweise nass und schlammig war. Nach 1.5 Stunden schlug ich vor dass wir umdrehen sollten. Denn diese Passage war noch mit einer gelben Strasse gekennzeichnet, danach kamen noch weisse Pisten - ich konnte mir schon vorstellen wie die aussahen.
Aber meine Freundin war gewillt, das durchzuziehen, und so kletterten wir den Berg hoch bis auf 4700m, bevor der Aufstieg zum Glück etwas abflachte. Von 2300m (Arequipa) her kommend führte der rasche Aufstieg bei uns beiden zu Unwohlsein, erhöhter Pulsfrequenz und Kopfweh. Schon nach den Hügeln um Arequipa war das Gebiet unbewohnt und es gab keinen Verkehr mehr.
Aber solange man nur fahren muss, geht es ja. Der Track war einfach nur sensationell. Mal eine schnelle Piste, mal Gekraxel auf felsigem Untergrund - mal wieder schön. Der Eingang des Nationalparks war ausgeschrieben, die dazugehörige Hütte halb zerfallen und unbewohnt.
Der Salzsee wird wirklich noch zur Salzgewinnung genutzt, mitten im nirgendwo war plötzlich ein Bagger und neben dem Baggerfahrer waren noch zwei andere Arbeiter zu erkennen. Der Nationalpark ist schön, am See waren wieder einmal Rosa-Flamingos zu sehen.
Landschaftlich war die Strecke aber auch so ein Traum, auch wenn es nicht möglich war Fotos zu schiessen. Auf nahezu 5000m Höhe führte der Track durch die Anden, vorbei an Bergseen, außergewöhnlichen Felsformationen und bunten Bergketten. Einmal entdeckten wir eine Art Kaninchen mit langem Schwanz welches wir mit Zoom gut aus dem Auto fotografieren konnten.
Ich war froh, dass wir diese Strecke genommen haben, hier sieht man in komprimierter Form, was in den Anden Chiles über viele Tagesreisen zu sehen ist. Für meine Freundin optimal - und zum Fahren für offroad-affine Reisende ein Traum. Mit dem Regen hätte das ganze auch ins Auge gehen können, aber mit überwiegend steinigem oder felsigen Untergrund - blieb das Ganze machbar.
Erst gegen 19 Uhr erreichten wir Puno im dunkeln und im prasselnden Regen. Wir entschieden uns dazu, direkt in der Stadt erst einmal futtern zu gehen, bevor wir wieder in unser schönes Hotel fahren würden.
Am Marktplatz war mein Parkplatz von vor einigen Tagen von einem LKW besetzt. Meine Freundin meinte ich soll mich doch dahinter stellen, ich sagte dass es so verdeckt vom Marktreiben nicht so sicher sei. Ach, das hätte doch letztes Mal auch gut geklappt. Also parkierten wir und gingen zur Fussgängerzone und fanden ein leckeres Restaurant mit einem Pisco-Sour zur Begrüssung.
Beim wieder Einsteigen ins das Auto fragte meine Freundin - Hast Du das Fenster aufgelassen? - da dachte ich mir schon - im strömenden Regen sehr unwahrscheinlich. Da entdeckte sie auch schon die Scheibe am Boden, dank Einbruch-Schutzfolie lag diese fast an einem Stück unter dem Auto.
Ein kurzer Check, iPad und Fotoapparat waren weg. Oh, auch der Satelliten-Tracker war gestohlen worden. Wir prüften mit dem iPhone und tatsächlich, der Satelliten-Tracker lief noch und war in einem Haus am anderen Ende der Stadt. Meine Freundin wollte die Polizei rufen, aber ich wollte schnellst möglich zu diesem Haus - um zu sehen ob wir das ganze bilateral "lösen" können.
Es regnete in Strömen bei 4 Grad - der Beifahrersitz und Boden waren pflotsch nass und unser Tag eigentlich schon anstrengend genug gewesen. Aber unser Jagdinstinkt war geweckt. Nach 15 Minuten Fahrt erreichten wir die Kreuzung und parkten um die Ecke.
Unterwegs prüften wir das Gepäck, Bargeld, Notebook, Quadcopter, Kleider, Koffer schienen komplett.
In Peru hat es keine normalen Hauseingänge und Klingeln - wir standen vor 2m hohen und verschlossenen Einfahrtstoren. Während meine Freundin das Auto bewachte (ohne Seitenfenster lohnt sich das Abschliessen ja auch nicht) lief ich zum nächsten Kiosk. "Policia, Tourist Policia" funktionierte und ich bekam eine Telefonnummer.
Schon meine Frage nach "can you speak english?" führte zu einem "only emergencia" und anschliessendem auflegen. Die Damen vom Kiosk konnten kein Englisch aber nun versuchten sie es und nach einigen Minuten deuteten sie mir an, dass eine Streife kommen werde.
Unser Satelliten-Tracker ist inzwischen offline, entweder ausgeschaltet oder er hat im Haus keinen GPS-Empfang. Der Wegpunkt sitzt genau in einem der Gebäude, ein Irrtum können wir ausschliessen. Ob der Tracker aber noch da drin ist, wissen wir natürlich nicht.
Nach einer halben Stunde spazierten wir mit Regenschirm gerade wieder in der Nähe des Tor vorbei, als ein Polizei Pickup heranfuhr, ein Polizst ausstieg, das Tor öffnete und mitsamt Pickup darin verschwand. Wir waren auf den Pickup zugegangen, in der Hoffnung es wäre unsere Streife - aber so liefen wir sprachlos an dem offenen Tor vorbei, welches der Polizist wieder abschloss.
Bei einer privaten Person hätte ich versucht an unsere Sachen zu kommen, aber einem Polizisten schräg kommen, der gerade nach Hause gekommen ist. Lieber auf Verstärkung warten.
Wir standen wieder beim Auto, der Regen war so stark dass es sogar unter dem Regenschirm nieselte als plötzlich ganze drei Polizei Pickups mit Blaulicht (bzw ist hier rot) vor und an uns vorbei fuhren. Unten an der Strasse kamen schon die Kioskfrauen hervor und deuteten auf uns, während ich mit der LED des iPhones Signale gab.
Mit angeschaltetem Rundumlicht fuhren die drei Pickups zu uns vor. Viel zu auffällig - aber was sollte ich machen. Im ersten Pickup konnte keiner englisch, im zweiten konnte der Fahrer ein paar Brocken.
Ich führte den Polizisten zum Auto, zeigte mit Gesten an, dass die Scheibe eingeschlagen wurde, deutete einen Diebstahl an und sagte "iPad, Camera". Dann zeigten wir ihnen auf dem iPhone Display die Webansicht des Live-Satellitentrackes, mit dem letzten Signal aus einem der Wohnhäuser gegenüber.
Wechselten von der Strassenansicht zur Satellitenansicht und nun war auch den Polizisten klar was Sache ist. Sie griffen zum Telefon und wir warteten unter einem kleinen Vorsprung eines Hauses. 3 Pickups waren da und 6 Polizisten. Das Blaulicht hatten sie inzwischen ausgemacht, aber hinter den Gardinen waren einige auf das Aufgebot aufmerksam geworden - aber nicht in dem Haus, aus dem das Signal gekommen war.
Nach einer Stunde kamen weitere Beamte neben Uniform auch mit schusssicheren Westen ausgerüstet, sahen sie etwas schlagfertiger aus. Immer wieder griffen die Beamten zum Telefon. Nun kam auch noch ein Mann ohne Uniform aber mit einer Aktenmappe an - ich nehme an ein Staatsanwalt oder ähnliches. Wir erzählten auch von unserer Beobachtung dass da drin auch ein Polizist wohnt oder zu Besuch ist.
Was würde bei uns in der Schweiz passieren, wenn wir die Polizei rufen würden und ein Satelliten-Tracker auf ein Haus verweisen würde? Wäre das ausreichend für eine Durchsuchung? Ausreichend wenn da ein Polizist wohnt?
Die Truppe wegen uns im strömenden Regen - irgendwie taten sie mir leid. Inzwischen war das Eisentor umstellt, um Hinterausgänge schien sich niemand Gedanken zu machen. Das Aufgebot war aber bemerkt worden, viele liessen sich die Show an den Fenstern nicht entgehen, obwohl nur Polizisten zu sehen waren, die im Regen herumstanden.
Eine weitere Stunde verging und ein ziviles Auto hielt und eine Frau stieg aus, deren Funktion ich nicht verstand. In der Zwischenzeit hatte meine Freundin festgestellt dass auch ihr Beautycase fehlt, damit ihre Linsen, Kosmetik und anderen wichtigen Sachen.
Aber nun zählten die Beamten durch und nickten - nun geht es los. Uns signalisierte man, dass wir mitkommen sollen. Inzwischen waren in den meisten Wohnungen die Lichter ausgegangen, schliesslich war es schon 10:30 Uhr - und hier wird es schon um 6 Uhr dunkel.
Laut hämmerte ein Beamter an das Eisentor und nichts regte sich. Erst nach mehrmaligem Hämmern wurde oben ein Fenster geöffnet und die Polizisten forderten eingelassen zu werden. Erst nach 10 Minuten wurde das eiserne Tor geöffnet.
Der Polizist und wahrscheinlich sein Sohn waren am Tor. Fünf Minuten wurde diskutiert, erneut mussten wir die Satelliten-Ansicht der letzten Meldung des Satelliten-Trackers zeigen. Es wurde sich darauf geeinigt das drei Beamte und wir zwei das Grundstück betreten sollen.
Was sollen bitte sehr wir beide da drin? Wie sich herausstellte suchten die Polizisten sehr oberflächlich und waren nach kurzer Zeit fertig. Immerhin wurde auch der Polizei Pickup des Polizisten durchsucht. Aber anscheinend wurde von uns erwartet dass wir unsere Sachen suchen.
Nun signalisierten die Beamten uns, dass wir suchen sollen. Damit hatten wir nicht gerechnet und nur mit den LED`s unserer iPhones bewaffnet, fingen wir an das Haus der Familie zu durchsuchen, kritisch beäugt von der nicht gerade erfreuten Familie.
Schlimm war in dem Moment, dass wir hier ein Haus durchsuchen, obwohl nur fest steht dass der Tracker hier ausgeschaltet wurde.
Ob ein Mitglied der Familie involviert ist, woher sollten wir das bitte wissen? Vielleicht kam der Freund der Tochter vorbei, oder ein Freund des Sohnes - und die sind zwischenzeitlich schon wieder weg? Oder aber alle stecken dahinter. Anyway - wir wollten unsere Sachen zurück und suchten.
Zu zweit ein dreigeschossiges Haus - mit einigen Zimmern die bis ans Dach mit Krimskrams vollgestopft sind - keine leichte Aufgabe. Ich durchsuchte sogar die Dachtrasse, stieg auf das Nachbardach und beäugte die Behältnisse da, stöberte aber auch in der Wäsche der Bewohner, tapfer von meiner Freundin unterstützt.
Falls die Sachen noch hier waren, hatten sie vom Zeitpunkt des Klopfens jede Menge Zeit gehabt dass Ganze gut zu verstecken, hier würde nur ein Glücksgriff helfen. Glück hatten wir nicht und nach einer Stunde ging es an das Protokoll. Ich unterschrieb ohne den Inhalt zu verstehen, auch meine Fingerabdrücke und die des Hausherrn wurden verlangt.
Nun war es schon halb zwölf aber noch war das Ganze nicht vorbei - wir mussten noch aufs Revier, um ein Protokoll zu erstellen. Durchnässt, abgekämpft und leicht frustriert folgten wir einem der Pickups.
Diese verrückte Nummer hätten wir uns ersparen können.. Das Fahrzeug ist versichert, der Inhalt - alles ist ersetzbar - dachten wir zumindest da noch.
Während ich im Revier am Rapport mithalf, hatte meine Freundin Zeit das Auto genauer zu durchsuchen und eine Bestandsaufnahme zu machen. Und stellte fest das ihr kleiner Wanderrucksack fehlte.
Darin ihre Brille. Mit 8 Dioptrien Sehkorrektur ist sie ohne aufgeschmissen. Sie trug noch Tageslinsen - aber das wars. Brille weg und Kontaktlinsen weg - dass ist wirklich ein worst case Szenario. Immerhin fand sie in ihrer Handtasche noch ein weiteres Set Tageslinsen - was uns Zeit liess, eine Lösung zu finden.
Mit 8 Dioprin geht ohne Hilfe nichts mehr, da wäre sie blind wie ein Maulwurf. Meine Sachen die fehlen sind da weniger lebenswichtig.
Um kurz vor ein Uhr erreichten wir das Hotel, nachdem wir den Polizeibericht nicht mehr abgewartet haben. Manjana... Und baten im Hotel um einen geschützten Parkplatz da es noch immer munter in unseren Land Cruiser herein regnete. Wir nahmen nur das Notwenigste mit - und liessen den Rest im unverschliesbaren Auto, drückten dem Menschen von der Security auch noch den Schlüssel in die Hand.
Eine heisse Dusche und ab ins Bett. Was für ein Tag. Ein geniales Offroad-Abenteuer in den Anden, ein heftiges Gewitter welches Stunden andauerte und des Nachts noch eine Adrenalin steigernde Verfolgung unseres Satelliten-Trackers. Und Brummie hat nun eine vierte Baustelle, eine neue Seitenscheibe muss her. Was für ein Glück im Unglück, dass das Auto nicht noch mehr leergeräumt wurde!
Es hätte wesentlich schlimmer kommen können - und so gehen wir gar nicht so niedergeschlagen ins Bett.
Unsere Vorbereitungen gegen Daten und Dokumenteverlust auf Reisen haben sich jedenfalls bewährt! Der Vorfall hat uns auch zum verfassen der folgenden zwei Artikeln gebracht:
Mit 8 Dioprin geht ohne Hilfe nichts mehr, da wäre sie blind wie ein Maulwurf. Meine Sachen die fehlen sind da weniger lebenswichtig.
Um kurz vor ein Uhr erreichten wir das Hotel, nachdem wir den Polizeibericht nicht mehr abgewartet haben. Manjana... Und baten im Hotel um einen geschützten Parkplatz da es noch immer munter in unseren Land Cruiser herein regnete. Wir nahmen nur das Notwenigste mit - und liessen den Rest im unverschliesbaren Auto, drückten dem Menschen von der Security auch noch den Schlüssel in die Hand.
Eine heisse Dusche und ab ins Bett. Was für ein Tag. Ein geniales Offroad-Abenteuer in den Anden, ein heftiges Gewitter welches Stunden andauerte und des Nachts noch eine Adrenalin steigernde Verfolgung unseres Satelliten-Trackers. Und Brummie hat nun eine vierte Baustelle, eine neue Seitenscheibe muss her. Was für ein Glück im Unglück, dass das Auto nicht noch mehr leergeräumt wurde!
Es hätte wesentlich schlimmer kommen können - und so gehen wir gar nicht so niedergeschlagen ins Bett.
Unsere Vorbereitungen gegen Daten und Dokumenteverlust auf Reisen haben sich jedenfalls bewährt! Der Vorfall hat uns auch zum verfassen der folgenden zwei Artikeln gebracht:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen