Mittwoch, 18. März 2015

Die gesperrte Ruta 40


Ihr erinnert euch, noch gestern habe ich mich über ein schönes Gewitter gefreut. Es kam viel Regen, viele Blitze und Donner, es ist herrlich und intensiv, das so im Fahrzeug zu erleben, die Fenster einen Spalt offen.

Eigentlich wollte ich einen richtigen Frühstart machen, weil ich vorgestern schon durch eine gesperrte Pass-Strecke einen Tag verloren habe.

Ersatzteile, Werkstatttermin und Ort sind schliesslich fixiert, die Party steigt in La Paz, Bolivien. Und ich möchte unbedingt noch Nordchile erkunden, auf dem Weg in den Norden.

8:20 startete ich trotzdem, schon gefrühstückt und voller Tatendrang. Kakteen, Felsformationen, Felsverfärbungen, ein tolles Ambiente hier. Gegen 9 Uhr kam ich an eine Baustelle und musste warten.

Der Bauarbeiter gab mir zu verstehen, dass die Ruta 40 gesperrt sei, aktuell nicht passierbar. Dann quäckte sein Funkgerät und er besprach noch etwas mit einem anderen Arbeiter.

Er schaute sich meinen Land Cruiser nochmals genauer an und meinte, dass ich mit dem Fahrzeug durchkommen könnte. Endlich wieder ein Abenteuer *hust*



Aber immerhin bin ich auf der Ruta 40 und nicht wie vorgestern auf einer kleinen Ruta Provencial – wo ich schlussendlich umdrehen musste.

Immer wieder hatten anscheinend Wasserfluten von dem Gewitter gestern Teile der Strasse weggespült oder mit Schlamm voll geladen. Auch einige Bäche querten die Strecke, aber nichts anspruchsvolles.

Bei 3`400m erreichte ich eine Schranke und ein Schild „gesperrt“. Elegant umfuhr ich das Ganze ohne anzuhalten, ich hatte Angst, dass man mich nicht lässt.

In engen Serpentinen ging es talaufwärts. Man merkt Brummie die Höhe an, er verhält sich anders – aber an Power fehlt es nicht – V8 lässt grüssen.

Nun wird es immer deftiger. Die Strasse und ein eigentlich kleiner Fluss teilen sich das Tal zum Pass, so dass der Fluss immer wieder gequert werden muss. Der starke Strom hat tiefe Auswaschungen herausgespült, mir bleibt nichts anderes übrig, zu Fuss das Terrain zu erkunden. Bald war ich bis zu den Hüften nass – ganz schön Tief.

noch passabel
immer das richtige Schuhwerk

Immer wieder musste ich im Fluss Steine platzieren – damit ich die Abrisskante am anderen Ufer überhaupt hinaufkam.

Immer wieder schrammte ich mit dem Unterbodenschutz auf Steinen entlang, setzte Vorne oder Hinten auf, der lange Radstand fordert seinen Tribut.

Eindeutig das Verrückteste was ich bisher mit dem Fahrzeug gemacht habe, ich wollte da unbedingt hoch, denn umdrehen zu müssen würde mich wohl wieder einen Tag kosten.

Wie ich vorgestern gemerkt habe, ist auch nicht sicher, dass ich schon gemeisterte Passagen ohne Probleme wieder zurück komme, da fing Vorgestern der Ärger erst richtig an.

Und es war mehr als geil, sich den Weg so erkämpfen zu müssen. Ich fuhr an mehreren kleinen Bauernhöfen vorbei, an denen Ziegen und Kühe gehalten wurde. Den Tieren scheint die Höhe nichts auszumachen, während ich, langsam aber sicher – schon merke dass ich nicht in einem normalen Umfeld bin.

An einem der Höfe sitzt der Bauer draussen an der Strasse und winkt. Ich halte kurz an und zeige ihm mit Händen und Füssen dass es auf dem Herweg schon so einige Probleme gab.

Als ich aussteige und er sieht, dass ich fast komplett durchgenässt und voller Schlamm bin, muss er lachen. Er deutet mir an, dass es oben eher noch schlimmer wird.


Ich bin noch 40km von meinem Zielort entfernt, als ich diesmal einen riesiges Geröllfeld passieren muss – hier muss es gestern richtig abgegangen sein. Nicht viel später ist ein Teil der Strasse herausgespült. 2m der Strecke fehlen über die ganze breite, 1.5m ist das ganze Tief – ein kleiner Bach mit noch immer ordentlich Dampf rauscht da hindurch – was den Strassenbau nicht einfacher machen wird.

Ich gebe nicht auf. Kann ich nicht in dem Fluss fahren und später den Hang zum Weg hochkraxxeln? Aber nach 10 Minuten muss ich resignieren, keine Chance. Also wieder zurück. Beim Abstieg merke ich die Höhe extrem, ich habe einen richtigen kleinen Flash.

Das geht soweit dass ich schon darüber nachdenke das Fahrzeug abzustellen. Laut Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Höhenkrankheit)  kauen die Menschen in den Anden Koka-Blätter gegen diesen Effekt – allerdings kam damit niemand auf mich zu ;)

Es ist gegen 15 Uhr als ich wieder beim Ausgangspunkt bin, autsch. Aber es hat einen heiden Spass gemacht. Nun muss die Werkstatt dann halt auch noch den Unterbodenschutz instand stellen, die unteren beiden Muttern des Frontschutzes hat es einfach geköpft.

Auf der Ruta 40 nach „San Antonio de los Cobres“ hat also nicht geklappt, also nehme ich die Ruta Provencial 33 unter die Räder – zu meinem Verwundern bester Asphalt.


Wieder geht es auf einen Pass hoch, zum Glück diesmal ohne Symptome, wahrscheinlich geht der auch nicht ganz so hoch. Landschaftlich ist auch hier der Aufstieg sensationell, die ganze Bergkette ist voller Kakteen im XXL Format.

Nach der Passhöhe, die in den Wolken lag, ging es wieder talabwärts. Unglaublich schöne Farbtöne, satte grüne Farbtöne. Ich rollte die ganze Abfahrt in der Untersetzung herunter, bremsfaul.

Kurz vor dem Ende des Abstieges entwickelte sich eine dschungelartige Fauna und ich traute meinen Augen nicht, als eine Vogelspinne vor mir über die Strasse läuft. Ich halte und schiesse ein Foto – aber merke dass auch mein Fotoapparat anscheinend die Höhenkrankheit hat, ein Nebel liegt im oberen Bildbereich und Zoom und Bilddarstellung ist extrem verzögert. Ich hoffe das gibt sich wieder.

Ein ganz anderes Argentinien zeigt sich hier. Eigentlich wollte ich nun über die Ruta Provencial 163 nach Socompa – aber diesmal frage ich liebe an einer Tankstelle nach.

Aktuell ist auch dieser Weg nicht passierbar, erfahre ich. So bleibt mir nur die Ruta National 52 nach Chile. Also erst einmal nach Salta. Die Stadt erreiche ich, als es schon dunkel ist. Unglaublich was hier los ist, die Stadt ist quirlig und vielversprechend – also stelle ich den Land Cruiser auf einem bewachten Hallen-Parkplatz ab. 


Zum einen kosten diese nicht viel, zum anderen passiert da wirklich nichts. Da meine Lebensmittel aufgebraucht sind, gönne ich mir einen leckeren Salatteller in einem Rastaurant an einem belebten Platz.

Eigentlich hatte ich vor in die Nacht zu fahren, um Chile endlich etwas näher zu kommen. Aber ich liebe den Dschungel - und ich beschloss mitten darin einen Wildcamp Spot zu suchen, obwohl es schon dunkel war.

Nach zwei ergebnislosen abstechern in den Wald fand ich dann einen sensationellen Platz auf einer Staumauer und herrlicher Sicht auf das Lichter-Meer von Salta. Umgeben vom Dschungel, herrlich - wenn auch nicht gerade leise.

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